Ein Problem, das ich mit anderen Focusing-Praktizierenden teile, ist, dass wir es furchtbar schwierig finden, mit Worten zu erklären, was Focusing eigentlich ist. Es ist, als wolle man einen bestimmen Geruch oder Geschmack mit Worten erklären – so viel Mühe man sich auch gibt, lässt das Ergebnis doch zu wünschen übrig. Dazu kommt, dass es für jeden Menschen anders ist, auch wenn es Gemeinsamkeiten gibt. Deswegen möchte ich hier schreiben, was Focusing für mich im Augenblick ist.
- Focusing ist für mich, wahrzunehmen, dass sich meine Vorstellung, was Focusing in seiner Essenz ist und für mich bedeutet, mit meinen Erfahrungen verändert. Es ist wie ein lebendiger Fluss.
- Jetzt gerade bedeutet Focusing vor allem für mich, dass ich mich in Bezug auf mich selbst und das, was in mir vorgeht, kompetent fühle. Nicht in dem Sinne, dass ich alles über mich wüsste, sondern dass ich weiß, was ich tun kann, um mehr über mich herauszufinden.
- Focusing bedeutet für mich Selbsterkenntnis und Selbstermächtigung. Es beutetet, zu merken, wenn ich mich in etwas verstrickt habe, die Fäden zu erkennen und zu erleben, wie sich das Gebilde verändert, wenn ich Zeit mit ihm verbringe (ohne dass ich bewusst etwas ‚tun‘ muss).
- Focusing bedeutet für mich, sanft zu mir selbst zu sein. Auch zu den Teilen von mir, die nicht sanft zu mir sein können.
- Es bedeutet für mich, zu lernen, dass sich im Außen manchmal gar nicht viel verändern muss, wenn eine innere Veränderung stattgefunden hat. Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, kann die Antwort noch immer ‚Gut‘ lauten. Doch im Gegensatz zu früher nehme ich mir kurz die Zeit, um nachzuspüren, wie es mir gerade geht und welche Antwort sich im Rahmen meiner Beziehung zur fragenden Person für mich stimmig anfühlt.
- Focusing bedeutet für mich, zu lernen, die Stille zu schätzen. Das merke ich vor allem in Situationen mit anderen, in denen ich mich früher sehr unbehaglich gefühlt und den Drang verspürt hätte, sie mit Worten zu füllen (und seien sie noch so belanglos).
Es ist all dies. Und noch viel mehr. Und weil ich glaube, dass es auf Basis dieser Beschreibungen immer noch schwierig ist, sich vorzustellen, was Focusing wirklich ist, haben meine Focusing-Partnerin und ich eine Sitzung von mir aufgezeichnet:
Falls ihr gerne noch etwas aus anderen Quellen über Focusing (und die, die es praktizieren), wissen möchtet, habe ich hier ein paar Empfehlungen für euch:
Webseiten
Focusing Resources (englischsprachige Seite von Ann Weiser Cornell)
Online Focusing Lernen mit Arno Katz
Focusing-Center (die Homepage von Elmar Kruithoff)
The International Focusing Institute
Bücher
Ann Weiser Cornell: ‚Focusing – Der Stimme des Körpers folgen: Anleitungen und Übungen zur Selbsterfahrung‘ (Einsteigerbuch)
Eugene Gendlin: Focusing: Selbsthilfe bei der Lösung persönlicher Probleme (der Klassiker)
Ann Weiser Cornell: Die Kunst des Annehmens: Leben und Arbeiten mit Focusing (Sehr empfehlenswert, das Buch ist großartig! Sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene können da eine Menge mitnehmen)
Artikel
Meine Projektarbeit: Beyond the Five Reasons why Focusing is not Better known (yet)
YouTube-Kanäle und einzelne Videos
Herausfordernde Empfindungen & Anteile aufspüren und integrieren – eine Übung für mehr Verbundenheit eine schöne, von Tobias Dunkel angeleitete Übung die den Schritten, die wir beim Inner Relationship Focusing machen, entspricht
Andere Empfehlungen:
Sanft zum Selbst – Traumasensibles Coaching und Lebenswegbegleitung (die Homepage meiner Focusing-Partnerin Nadia)
Kennst Du noch mehr Ressourcen, die irgendwas mit Focusing zu tun haben und die Du empfehlen kannst? Teile sie gerne mit mir – ich nehme sie dann gerne in die Liste auf.